Nachruf auf Peter Glanzmann aus Rodenbach, verstorben am 1. April

VON REINER HENN

Ist es eine Ironie des Schicksals, dass der umtriebige Psychologieprofessor und Impulsgeber zahlreicher musikalischer Formationen, Peter Glanzmann, ausgerecht am ersten April verstorben ist? Peter Gottfried Glanzmann (genannt Baschder) hinterlässt im Vorstand des Vereins Jazzevau, bei vielen regionalen Musik -Formationen und Vereinen und bei seinen Patienten im Bereich der Angst – und Stresstherapie als Praxis - Schwerpunkt schmerzliche Lücken.

Nach langer schwerer Krankheit starb der in Rodenbach aufwachsende und zuletzt wieder nach beruflichen Stationen in Mainz und Berlin in seinem Heimatort wohnende Glanzmann im Kreise seiner Familie: Bei seinem Sohn in Zirndorf und seinen Enkeln im Großraum Nürnberg.

Glanzmann war bekannt für seinen fast schon hyperaktiven Lebenswandel und war als Globetrotter weltweit unterwegs, was für viele Anekdoten aber auch angesichts seines bewegten Lebens auch Bewunderung sorgte: Der am 26. Mai 1949 in Rodenbach geborene Kosmopolit hatte am Rittersberg – Gymnasium klassischen Klavierunterricht erhalten, pflegte bis zuletzt klassisches Klavierspiel, bevorzugt Bach und Beethoven; dazu spielte er im klassischen Blockflöten – Quartett (zusammen mit dem Verfasser dieser Würdigung) und begleitete die ehemalige Kultusministerin Dr. Rose Götte bei Flötensonaten. Dennoch zog es den umtriebigen Tausendsassa schon als 17-jährigen zu regionalen Bands der Stilrichtung Pop und Rock und später zu Jazz, wo er als Pianist und Keyboarder neue Erfahrungen sammelte. Sich allerdings auch Anfeindungen und Kritik der Lehrer aussetzte, die ihn der „Negermusik“ bezichtigten.

Beim Studium in der Karnevalshochburg Mainz kam er als begleitender Pianist verschiedener Darbietungen zwangsläufig mit der „Mänzer Fasenacht“ in Kontakt und begleitete die Mainzer Hofsänger über 30 Jahre. Sein Studium verdiente er sich zusätzlich als Taxifahrer und parallel zu seiner Lehrtätigkeit als Psychologieprofessor in Mainz und Berlin und seiner psychotherapeutischen Tätigkeit tanzte er musikalisch auf vielen Hochzeiten: Er begleitete den örtlichen Musik – und Gesangverein auf den Tasten, wirkte bei den Bigbands der Fachhochschule Kaiserslautern und des Musikvereins Wolfstein und zeitweise bei den Kuseler Salonikern mit. Er spielte zusätzlich seit 1990 bei der Kultband „Graadseläds“ und seit 2013 bei der Jazzband „Leimsieder“ im Genre des klassischen Jazz. Mit weiteren kleinen Besetzungen öffnete er sich den Stilrichtung Latin, Klezmer oder Zigeuner – Jazz sowie verjazzte Klassiker und hatte vom Duo bis Quartett sowie in der Rockband „Fourty Eight“ weitere Akzente gesetzt. So deckte er in einmaliger Vielseitigkeit und Offenheit fast alle nur erdenklichen Stilbereiche ab und hatte mehr Proben – als Wochentage. Die damit verbundenen Überschneidungen löste er mit einer seltenen Mischung aus Charme und gespielter Verlegenheit. Nach eigenem Bekunden bewegte er sich ständig zwischen Genie und Wahnsinn, war immer auf der Suche nach Noten, um dann letztlich doch wieder auswendig zu spielen.

Seine Verbundenheit mit dem Heimat – und Wohnort zeigte sich bei Lesungen in der Rodenbacher Bücherei, wenn er diese spontan musikalisch umrahmte und schließlich war er Beigeordneter der Ortsgemeinde Rodenbach und Mitglied der Partei der Grünen.

Beruf, Berufung sowie Weltreisen quer durch Südamerika und nach China (um nur einige Stationen zu nennen) im Großen und Wanderwochen regional bestätigen seine bis um Ausbruch der Krankheit ungebremste Aktivität. Glanzmann vertraute nicht auf die Schulmedizin, sondern setzte auf Fitness: Tägliche Yogaübungen, mehrmals die Woche Schwimmen, Fitness – Studio sowie Sauna und Rad – oder Wandertouren bis ins Elsass und nach Luxemburg mit Zwischenübernachtungen zusammen mit seinem Freund Gerd Lang hielten ihn bis ins 71. Lebensjahr fit.

Er drehte einen Kurzfilm selbst mit dem Titel „Uschi“ als Psychogramm und Studie über eine Frau auf dem Weg zur Selbstfindung. Dieser Film wurde als bester Kurzfilm in Rheinland – Pfalz ausgezeichnet. Der Psychologe Glanzmann war als Lebensberater beim SWR in einer eigenen Sendung bekannt und gefragt, wirkte als Experte beim Nachtcafe´ im dritten Fernsehprogramm mit und kam eigentlich nie zur Ruhe. Unermüdlicher Tatendrang, Wissensdurst und Kontaktfreudigkeit waren sein Lebenselixier.

In der RHEINPFALZ – Redaktion spielte Glanzmann viele Jahre bei der jährlichen Adventsfeier zusammen mit Reiner Henn verjazzte Weihnachtslieder aus aller Herren und Länder – unentgeltlich wie so vieles. Geld war ihm nicht wichtig, er war Idealist.